Was bringt der Werbefranken im Internet?

Raphael Wolf Zürich Schweiz Tauben

Was bringt der Werbefranken im Internet?

Nehmen Sie bitte einen Stift und ein Blatt Papier und schreiben Sie die Namen der letzten drei Unternehmen und deren Produkte auf, dessen Werbung Sie auf Instagram / Facebook und Co aufgedrängt bekommen haben.

Können Sie die Aufgabe lösen?

Diese Aufgabe stelle ich seit bald zwei Jahren all meinen Studenten als Frage.

Die Antworten sind ernüchternd.

Die Aufmerksamkeitsschwelle scheint, bei der Flut von Werbung, die uns zugemutet wird, nicht mehr durchbrochen zu werden. Wir sind längst darauf konditioniert, bewusst wie auch unbewusst die Werbung zu ignorieren – länger als fünf Sekunden dauert die Störung nur selten. 

Und welche/r Marketing Verantwortliche/r erwartet ernsthaft, dass wir für ein Produkt Sympathie entwickeln oder sogar einen Kauf in Betracht ziehen werden, deren Be-Werbung wir bis am Ende anzuschauen genötigt werden. 

Oder haben Sie wirklich das Waschmittel geändert, weil sie gezwungen wurden eine Werbung bis am Ende anzuschauen, bei der das Versprechen eine noch weissere Wäsche ist. Genauso stellt sich die Frage bei einer entsprechenden Autowerbung, das alle Superlativen vom Vorjahresmodell nochmals zu toppen verspricht, oder Ihnen dank der 9 Klinge am Rasierer eine gründliche Rasur bis zum Backenknochen garantiert.

Wohl eher nicht.

Zu gross ist die Gleichgültigkeit oder die negativen Emotionen, als dass wir eine Kaufbereitschaft oder einen Kaufwillen, geschweige einen Wunsch oder ein Bedürfnis aufbauen könnten, diese Produkte erwerben zu wollen. Aus diesem Grund liegt die Schmerzgrenze bei den 5 Sekunden oder eher 3. Wenn Sie es nicht schaffen, die Aufmerksamkeit innert diesen 5 Sekunden zu wecken, haben Sie verloren. Auch mit sieben Wiederholungen, wie es die Theorie besagt. Dann gehören sie zur grossen Masse von Marketingverantwortlichen, die unnötige Werbefranken in die USA überweisen.

Die zweite Frage, die ich meinen Studenten stelle, ist die folgende:

Wer hat in den letzten Wochen / Monaten bewusst aufgrund einer Werbung im Internet ein Produkt gekauft?

Die Antwort ist gleich ernüchternd, wobei hier die Frage des Bewusstseins im Entscheidungsprozess, zu analysieren und zu diskutieren wäre.

Die Neurologen diskutieren heute nicht mehr, ob der Entscheid bewusst oder unbewusst gefällt wird, sondern nur noch um wie viele Millisekunden das Unbewusste vor dem Bewussten aktiviert ist. 

Die dritte Frage, die ich meinen Studenten stelle ist: 

Wer hat auf social Media Werbung geschalten und kann mir den return on investment (ROI) nennen? In Anbetracht, dass unter anderem die cost per click (CPC) je nach Periode recht ins Gewicht fallen können, empfinde ich diese Frage als spannend.

Sind wir ehrlich: Diese Frage ist in der Werbung generell kaum zu beantworten, ausser man koppelt die Werbung und den Kauf des Produktes mit einem Rabattcode, einem Wettbewerb oder etwas ähnlichem, um die Spur des Käufers nachvollziehen zu können.

Auch diese Frage bleibt jedenfalls unbefriedigt beantwortet.

Es geht mir nicht um die Diskussion, ob die Werbung nun der Preis für den Konsum von vermeintlichem „Gratis Inhalt“ ist oder nicht… wir wissen alle „there is nothing like a free meal“. 

Es geht mir um den Werbefranken, der falsch investiert wird, weil – wie es mir scheint, heute die Ideen fehlen und alle auf den gleichen Gaul gesprungen sind, der unter der Last zusammen zu brechen scheint, während ein Tournierpferd nebenan die Aufmerksamkeitshürden nehmen und davon galoppiert wird.

Denken Sie darüber nach ob Sie bewusst dort in die Werbung investieren, wo ihre Werbung Beachtung findet, oder ob Ihre Werbung eine der vielen Nadeln im Heuhafen des Gauls ähnelt und unter ferner liefen, für teures Geld verloren geht.

Die Schranke der Aufmerksamkeit zu durchbrechen ist Knochenarbeit, da sie hoch ist. Nur wer es erreicht darüber zu sein, ist ein Gewinner.

Viel Erfolg

Raphaël Wolf

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